Friedrich von Boeckh            Siegsdorf

1795 – 1875

Dort, wo des Morgens in den Sommertagen

Die grünen Hügel glänzend sich bethauen,

Die Perlen blitzen auf den blumgen Auen,

Dort rasten wir mit wonnigem Behagen.

 

Dort, wo die Berge hoch die Gipfel tragen,

Aufstrebend sich gleich stolzen Schlössern bauen,

Und doch so heimlich zu uns niederschauen,

Verstummen uns des Lebens Müh und Plagen.

 

Dort, wo des Abends in manch trautem Wörtchen

Sich Jeder läßt, wies ihm zu Muthe, geben,

Will heimathlich es immer uns umwehen.

 

Drum grüßen wir mit Lust das schöne Örtchen,

Wenn uns von fern des Thurmes Zinnen blinken,

Zu seinem Schooß uns gastlich hinzuwinken.

 

 

 

 

 

 

 

 

Friedrich von Boeckh            Adelholzen

1795 – 1875

Du liegst in stillen Schooßen eingeschlossen,

Wo hoch empor die stolzen Berge ragen,

Die kühnen Häupter durch die Wolken schlagen,

Von hellen Sonnenschimmern rings umflossen.

 

Auf grünen Hügeln zarte Blumen sprossen;

Reichästge Bäume, aus uralten Tagen

Herstammend, hoch die schlanken Wipfel tragen,

Von saftgen Blättern glänzend übergossen.

 

Und rauschend sprudelt aus verborgnen Schachten

Ein Duell empor, dem Wunderkräfte eigen,

Die Tausenden schon linde Heilung brachten.

 

Wenns kaum noch tagt, will man schon Gläser neigen

Dem Lebenstrank, mit stiller Lust betrachten,

Wie Perlen auf in Silbertropfen steigen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Friedrich von Boeckh            Kufstein

1795 – 1875

Dort, wo in Kufstein an des Landes Grenzen

Der Alpen Reihen himmelan sich heben,

Mit kühnem Schwunge durch die Wolken streben,

Sieht man sie hin durchs weite Innthal glänzen.

 

Als wir nun jüngst im jung erwachten Lenzen,

Wie blühend wollt’ er um die Flur sich weben,

Dort führten ein gar hochgemüthlich Leben,

Da ließen wir uns golden Wein credenzen.

 

Dann als von dort die Salve wir bestiegen

Auf leichten Rossen, sahen mit entzücken

Die Bergesketten rings im Kranz wir liegen.

 

Und vor uns hin ausstreckten sich die Weiten,

Die Augen uns mit wonnetrunknen Blicken

Bis in die fernsten Fernen hinzuleiten.

 

 

 

 

 

 

 

 

Friedrich von Boeckh            Wendelstein

1795 – 1875

Du ruhst so still, von leichtem Duft umspület,

Und träumst von Zeiten, die im Flug vergangen,

Von schön durchlebten, und von schweren, bangen,

Derweil des Windes Hauch die Brust dir kühlet.

 

Wie sich der Blick nach dir gezogen fühlet,

Wenn Sommernacht dich schweigend hält umfangen,

Das Mondlicht zittern, goldne Sterne prangen,

Kein Lärm des Tags die Ohren laut umwühlet!

 

Wie lieblich schaut sichs in Gebirgesweiten,

Die zauberisch aus stillen Nächten steigen,

Und an dem trunknen Blick vorübergleiten!

 

Und darf auf ihren Höhen man erwachen,

Wenn wird der Morgen sich hernieder neigen,

Wie lockend dann die weiten Ebnen lachen!

 

 

 

 

 

 

 

 

Friedrich von Boeckh            Feldaffing

1795 – 1875

Da glänzen sie, die hohen Bergeskuppen,

Im Morgenlicht, erwacht aus stillen Träumen;

Nur duftger Hauch darf schimmernd sie umsäumen,

Kein Wölkchen auf den stolzen Häuptern sitzen.

 

Und drunten weit im See die Wasser blitzen,

Die Wogen auf in blauen Furchen schäumen;

An grünen Ufern unter schattgen Bäumen

Bricht Sonnenglanz durch schlanker Zweige Ritzen.

 

Die Dörflein, die an blumgen Rändern liegen,

Sie tauchen sich in spiegelklare Welle,

In ihre weichen Arme sich zu schmiegen.

 

Und auf den Büschen, die von Blättern schwellen,

Sich muntre Vögel in den Zweigen wiegen,

Und Lieder schmettern in kristallne Quellen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Friedrich von Boeckh            Königssee

1795 – 1875

Auf deinen Wellen, schöner Königssee,

Darf ich zu meinem wonnigen Vergnügen

Im leichten Schifflein stundenlang mich wiegen,

Derweil die Wogen blitzen in die Höh.

 

Die Alpen schimmern glänzend in der Näh,

Als ob sie stolzer hier die Häupter trügen,

Drauf siehet man zum hellen Schmucke liegen

Im Sommer noch des Winters Silberschnee.

 

Manch Bildchen wirft sich in den See hinein,

Und schwankt in seinen Wogen hin und wieder;

Mein eignes Bild taucht auf und nieder.

 

Die Ruderschläge klingen lustig drein,

Der Himmel lacht, und will mit seinen Strahlen

Sich selbst im See mit stiller Lust abmalen.